Der Körper zwischen Götzenkult und Geringschätzung: Eine christliche Perspektive

Die extreme Suche des Tech-Millionärs Bryan Johnson nach ewiger Jugend ist mehr als eine seltsame Anekdote; sie ist ein Symptom unserer kulturellen Verunsicherung im Umgang mit Gesundheit, Körper und Tod. Ein bedenkenswerter Artikel auf The Gospel Coalition nutzt dieses Beispiel, um nach einer tieferen, biblisch fundierten Theologie des Körpers zu fragen. Diese Reflexion ist auch für Christen in Deutschland von großer Bedeutung, da wir oft zwischen den Gräben der körperlichen Selbstoptimierung und einer vergeistlichten Geringschätzung des Leiblichen navigieren.

Der Artikel stellt fest, dass unsere Kultur zwar von Gesundheitsthemen besessen ist, aber unklar bleibt, welchem Zweck diese Gesundheit eigentlich dienen soll. Bryan Johnsons Slogan, „Der Sieg über den Tod wird die größte Errungenschaft der Menschheit sein“, offenbart eine materialistische Sicht, die den Körper zum höchsten Gut erklärt. Demgegenüber, so der Autor, steht die biblische Wahrheit: „Gott liebt Körper! Sein Erlösungsplan wirkt durch sie, nicht um sie herum.“ Gott hat unseren Körper geschaffen (1. Mose 1,27), erlöst ihn durch Christus (1. Petr 2,24) und verheißt seine Auferweckung zu einem neuen Leib (1. Kor 15,42-44).

Ausgehend von dieser Grundlage warnt der Artikel vor zwei grundlegenden Fehlhaltungen. Die eine ist die gnostische Geringschätzung des Körpers, bei der nur das „Spirituelle“ zählt – eine Haltung, der C. S. Lewis entgegenhielt: „Er [Gott] mag Materie. Er hat sie erfunden.“ Die andere ist die materialistische Vergötterung des Körpers, die in einem lähmenden Fokus auf das äußere Erscheinungsbild oder eben einer Besessenheit von Langlebigkeit mündet. Das Christentum widerlegt beide Extreme, indem es die Realität der geistlichen Welt bekräftigt, ohne die Würde des physischen Leibes zu schmälern. Der eigentliche Zweck (Telos) unseres Körpers wird sichtbar, wenn wir ihn weder ignorieren noch anbeten: zu lieben. Der Artikel fasst dies prägnant zusammen:

„Gesundheit und Langlebigkeit sind nicht das Ziel an sich. Sie sind Mittel zum Zweck: Gott zu verherrlichen und zu genießen, indem wir ihn und andere lieben.“

Das Evangelium leugnet die Schrecklichkeit des Todes nicht – er ist der letzte Feind (1. Kor 15,26). Doch die Hoffnung der Christen liegt nicht darin, dem Tod auszuweichen, sondern in der Auferstehung Jesu, die den Tod bereits besiegt hat. Diese Auferstehung geschah durch den Tod hindurch, nicht an ihm vorbei.

Diese biblische Perspektive befreit uns von dem Zwang zur Selbstoptimierung ebenso wie von einer körperfeindlichen Frömmigkeit. Das Evangelium ruft uns weder zur Vergötterung noch zur Verachtung unseres Körpers, sondern zum dankbaren und liebenden Dienst mit ihm – in Gesundheit wie in Krankheit. Wir dürfen mit unserem Leib Gott und unserem Nächsten dienen, getrost in der Gewissheit, dass Christus den Tod überwunden hat und uns ein unvergänglicher Auferstehungsleib verheißen ist.

Der vollständige Artikel (in englischer Sprache) ist hier zu lesen: https://www.thegospelcoalition.org/article/what-point-longevity/

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