Die anglikanische Gemeinschaft richtet sich neu aus – unter der Autorität der Schrift

In einem aufschlussreichen Artikel auf „The Gospel Coalition“ analysiert Paul Donison eine Erklärung der GAFCON-Bewegung (Global Anglican Future Conference), die mit den markanten Worten beginnt: „Die Zukunft ist da.“ Was auf den ersten Blick wie kirchenpolitische Interna wirken mag, ist in Wahrheit eine historische Neuausrichtung der anglikanischen Weltgemeinschaft. Diese Entwicklung hat tiefgreifende Bedeutung für Christen weit über den Anglikanismus hinaus, auch für uns in Deutschland, die wir mit der Frage ringen, wie Treue zur Heiligen Schrift in institutionell verfassten Kirchen gelebt werden kann.

Der Artikel legt dar, dass die Wurzel dieser Entwicklung in einer tiefen Krise liegt. Über Jahrzehnte hinweg, so Donison, haben führende Persönlichkeiten, insbesondere in der Kirche von England und der Episkopalkirche in den USA, „revisionistische Lehren angenommen“, die die Autorität der Bibel in Fragen der Ehe, der Sexualität und der Einzigartigkeit Christi untergraben. Als Reaktion darauf hat die GAFCON-Bewegung, die die Mehrheit der Anglikaner weltweit vertritt, nun Konsequenzen gezogen. Donison hebt drei zentrale Punkte dieser Neuausrichtung hervor:

Erstens, eine neue Grundlage der Gemeinschaft. Die Einheit wird nicht länger durch die institutionelle Verbindung zum Erzbischof von Canterbury definiert, sondern durch die gemeinsame Unterordnung unter die Heilige Schrift. In den Worten des Artikels ruht die Gemeinschaft nun auf einem einzigen Fundament: „der Heiligen Bibel, die in ihrem klaren und kanonischen Sinn übersetzt, gelesen, gepredigt, gelehrt und befolgt wird“. Dies sei eine bewusste Rückbesinnung auf das reformatorische Prinzip des Sola Scriptura.

Zweitens, die Zurückweisung der bisherigen „Instrumente der Gemeinschaft“. Der Autor berichtet, dass der Erzbischof von Canterbury, die Lambeth-Konferenz und andere Gremien abgelehnt werden, weil sie „konsequent versagt haben, die biblische Wahrheit aufrechtzuerhalten“. Diese Instrumente, einst hilfreich, seien selbst dem Revisionismus verfallen.

Drittens, eine Rückkehr zum ursprünglichen Modell des Anglikanismus. GAFCON verlässt laut dem Artikel nicht die anglikanische Gemeinschaft, sondern beansprucht deren ursprüngliche Vision für sich: „eine Gemeinschaft autonomer Provinzen, die durch das Evangelium und die reformatorischen Bekenntnisschriften vereint sind“. Das Zentrum der Gemeinschaft ist somit nicht mehr eine Person oder ein Amt, sondern das Wort Gottes selbst.

Diese Entwicklungen sind ein eindringliches Zeugnis dafür, dass die wahre Einheit der Kirche Christi nicht in menschlichen Strukturen oder historischer Tradition gründet, sondern allein in der Treue zu Gottes offenbartem Wort. Für Christen im deutschen Kontext, die oft mit ähnlichen Tendenzen in ihren eigenen Kirchen konfrontiert sind, ist dies eine Ermutigung: Bibeltreue ist kein isolierter Rückzug, sondern Teil einer lebendigen, globalen Bewegung des Heiligen Geistes. Letztlich geht es nicht um Kirchenpolitik, sondern um die Bewahrung des unverfälschten Evangeliums der Gnade, damit auch zukünftige Generationen Jesus Christus als Herrn und Retter erkennen können.

Der vollständige Artikel von Paul Donison ist im Original auf The Gospel Coalition zu finden: https://www.thegospelcoalition.org/article/future-anglicanism-gafcon-evangelicals/

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