Unerwartete Gäste: Wenn die Kirche von der Kultur überrascht wird
Der australische Blogger Stephen McAlpine stellt in einem nachdenkenswerten Artikel eine provokante Frage, die auch Christen im deutschen Sprachraum betrifft. Seine Beobachtungen werfen die Frage auf, ob wir als Gemeinden nur für die Suchenden vorbereitet sind, die wir erwarten – oder auch für die, die Gott uns tatsächlich sendet. Es geht um die Gefahr, dass wir uns in unseren evangelistischen Bemühungen so sehr auf ein bestimmtes kulturelles Profil einstellen, dass wir von den Menschen überrascht werden, die wirklich an unsere Türen klopfen.
McAlpine argumentiert, dass viele evangelikale Gemeinden, insbesondere in städtischen Gebieten, sich strategisch auf eine bestimmte Art von kirchenfernen Menschen eingestellt haben: den progressiven, sexuell liberalen, gebildeten Skeptiker. Doch die jungen Leute, die tatsächlich auftauchen, seien oft ganz anders. Es sind laut dem Autor häufiger junge Männer, die von Persönlichkeiten wie Jordan Peterson beeinflusst sind und den vorherrschenden progressiven Erzählungen kritisch gegenüberstehen. Der Artikel stellt fest, dass Gemeinden oft unsicher sind, wie sie mit diesen „neuen“ Suchenden umgehen sollen. Während man dem progressiven Gast mit viel Sanftmut und Verständnis begegne, sei die Haltung gegenüber dem konservativen Fragesteller oft strenger und belehrender. McAlpine spitzt dies zu: „Es ist fast so, als hätten wir einen feminisierten Ansatz, um das Christentum Progressiven zu präsentieren, und einen maskulinisierten Ansatz für Konservative. Welch Ironie!“ Die entscheidende Beobachtung des Artikels ist, dass diese Menschen nicht trotz ihrer kritischen Haltung zu Genderfragen oder Politik in die Kirche kommen, sondern oft deswegen. Ihre Unzufriedenheit mit dem kulturellen Zeitgeist bringt sie dazu, die Substanz des christlichen Glaubens neu zu prüfen. Die Schlussfolgerung des Autors ist eine eindringliche Mahnung: „Wir müssen uns auf sie vorbereiten. Wir müssen sie mit dem gleichen Maß an Sanftmut und Freundlichkeit behandeln, das wir für diejenigen reserviert haben, deren Erscheinen wir erwartet hatten.“
McAlpines Analyse erinnert uns daran, dass Gottes Wege oft unsere strategischen Planungen durchkreuzen. Das Evangelium von Jesus Christus ist die Antwort für jede menschliche Not, unabhängig davon, ob sie sich in progressiver Entfremdung oder konservativer Kulturkritik äußert. Unsere Aufgabe ist es nicht, Menschen erst kulturell zu „korrigieren“, bevor wir ihnen Christus verkündigen, sondern jeden Suchenden mit der gleichen pastoralen Weisheit und Liebe zu empfangen. Die zentrale Frage bleibt für alle dieselbe: Wer ist Jesus, und was bedeutet es, Ihm nachzufolgen?
Der vollständige Artikel von Stephen McAlpine ist hier auf Englisch zu lesen: https://stephenmcalpine.com/help-the-wrong-type-of-person-is-turning-up-at-church/
