Gott besser verstehen: Eine kurze Geschichte der christlichen Lehre in 1000 Worten

In einer Zeit theologischer Verunsicherung ist ein fester Standpunkt im historischen Glauben der Kirche unerlässlich. Der anglikanische Theologe Gerald Bray bietet in einem kurzen, aber gehaltvollen Artikel für Crossway einen meisterhaften Überblick über die Entwicklung der christlichen Lehre. Er zeigt, wie die Kirche durch die Jahrhunderte hindurch darum gerungen hat, den in der Schrift offenbarten dreieinigen Gott treu zu bezeugen und tiefer zu verstehen.

Bray beginnt bei der Grundlage, die die frühe Kirche von ihren israelitischen Vorfahren erbte: dem hebräischen Alten Testament, das Gott als einzigartigen und souveränen Schöpfer bezeugt. Mit dem Kommen Jesu Christi änderte sich jedoch alles. Wie Bray schreibt: „Jesus riss die Barrieren nieder, die Gott von seinem Volk trennten, und offenbarte mehr darüber, wer er ist und wie er handelt. … Die christliche Erfahrung Gottes ist daher trinitarisch.“ Diese neue, tiefere Erfahrung Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist wurde zum zentralen Ausgangspunkt für die gesamte weitere Theologie.

Der Artikel skizziert dann die ersten großen theologischen Kämpfe. Die Kirche musste die gnostische Idee zurückweisen, dass der Schöpfer des Alten Testaments ein geringerer Gott sei als der Vater Jesu Christi. Es musste geklärt werden, dass der Gott, der uns erschaffen hat, derselbe ist, der uns rettet. Darauf folgte, so Bray, das Ringen um die Person Christi in den Konzilien des vierten und fünften Jahrhunderts: Wie kann Jesus zugleich Gott und Mensch sein?

Im weiteren Verlauf erklärt der Autor, wie sich die Wege der Ost- und Westkirche trennten – die eine konzentrierte sich stärker auf die Person des Heiligen Geistes, die andere auf das Werk des Sohnes. Für die Reformation war laut Bray eine Einsicht Martin Luthers zentral:

„Luther erreichte dies, indem er darauf bestand, dass Christus für Sünder und nicht für Sünden starb. Die Erlösung war eine persönliche Beziehung zu Gott, nicht nur eine magische Heilung, die durch die ‚Arznei der Unsterblichkeit‘ (wie die eucharistischen Elemente manchmal genannt wurden) bewirkt wurde.“

Dies führte zu einer weiteren Weichenstellung, nämlich der Frage, ob der Heilige Geist primär äußerlich durch die Institution der Kirche oder innerlich im Herzen des Gläubigen wirkt – eine Spannung, die das Verhältnis zwischen römisch-katholischer und protestantischer Theologie bis heute prägt. Bray schließt mit einem Blick auf die heutige Situation, die von der Auseinandersetzung mit dem Säkularismus und einem erneuerten Interesse an der Trinitätslehre als Ganzes geprägt ist.

Brays Abriss ist mehr als eine historische Lektion; er ist eine Ermutigung. Er erinnert uns daran, dass das Ringen um die rechte Lehre kein Selbstzweck ist, sondern ein Ausdruck der Liebe zu dem Gott, der sich uns in Christus offenbart hat. Für Christen in Deutschland ist diese Verwurzelung im biblisch-begründeten, kirchlich bewährten Glauben ein unverzichtbarer Anker in einer Welt flüchtiger Meinungen und ein Zeugnis für die beständige Wahrheit des Evangeliums.

Der Originalartikel von Gerald Bray wurde bei Crossway veröffentlicht und kann hier in englischer Sprache gelesen werden: https://www.crossway.org/articles/the-history-of-christian-theology-in-1000-words/

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