Lehren aus einer Krise: Buße und Reform in der Anglican Church in North America
Ein tief erschütternder Artikel von David W. Virtue auf der Webseite Virtueonline.org beleuchtet eine schwere Krise in der Anglican Church in North America (ACNA), einer aus der GAFCON-Bewegung hervorgegangenen Kirche. Die darin geschilderten Vorgänge sind mehr als nur eine interne Angelegenheit einer amerikanischen Kirche; sie sind eine ernste Mahnung an alle Christen, die sich um biblische Treue und die Glaubwürdigkeit des Evangeliums sorgen. Es geht um die schmerzhafte Konfrontation mit Sünde in den eigenen Reihen und die demütigende Notwendigkeit von Buße und Reform.
Der Artikel berichtet von dem Rücktritt des leitenden Erzbischofs der ACNA, Steve Wood, angesichts schwerwiegender Vorwürfe, die von sexuellem Fehlverhalten über Machtmissbrauch bis hin zu Plagiaten reichen. Laut Virtue wird durch diese Ereignisse „der Mythos der rechtschaffenen moralischen Überlegenheit“ zerstört, den die ACNA für sich beanspruchte, als sie sich von der liberalen Episcopal Church trennte. Der Autor kritisiert scharf eine Kultur des Klerikalismus und der Vertuschung unter den Bischöfen, die Warnungen von Laien und Priestern ignoriert hätten. Ein Missionar wird mit den Worten zitiert: „Die Bischöfe müssen laut und deutlich hören: Nein. Wir vertrauen euch nicht. Ändert euch, oder ihr werdet uns verlieren. Letzte Warnung.“
Darüber hinaus verweist der Artikel auf eine tiefere, strukturelle Analyse des Theologen Matthew Wilcoxen. Dieser identifiziert eine „mimetische Rivalität“, die durch die überlappenden Strukturen von „geografischen“ und „affinitätsbasierten“ Diözesen gefördert werde. Wilcoxen argumentiert: „Wir haben ein System gebaut, das für schnelle Gemeindegründungen in einer Zeit des Enthusiasmus konzipiert war, aber wir haben keines gebaut, das in der Lage ist, den Frieden in einer Zeit der Konsolidierung zu erhalten.“ Echte Reform, so Wilcoxen, erfordere daher nicht nur moralische Appelle, sondern eine konstitutionelle Veränderung der kirchlichen Ordnung, um Anreize für Konkurrenz und Misstrauen zu beseitigen.
Diese schmerzhaften Entwicklungen sollten uns nicht zu Schadenfreude, sondern zur Selbstprüfung führen. Sie zeigen auf dramatische Weise, dass theologische Orthodoxie allein keine Immunität gegen die verheerenden Sünden des Stolzes und des Machtmissbrauchs gewährt. Die Versuchung, eine Fassade der Rechtschaffenheit zu wahren und die eigene Institution über die Wahrheit und die Heiligkeit Gottes zu stellen, ist eine Gefahr für jede Kirche und jeden Christen. Ein solcher Moment der Demütigung kann jedoch, wenn er in echter Buße angenommen wird, zu einem von Gott geschenkten Kairos werden – einer Gelegenheit für tiefgreifende Erneuerung, die nicht auf menschlicher Stärke, sondern allein auf der Gnade Christi gründet.
Der vollständige englische Artikel ist hier zu lesen: https://www.virtueonline.org/post/why-acna-will-survive-but-change-is-necessary-confession-and-repentance-are-needed-at-this-kairos
